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Kalt ist es an diesem Sonntagnachmittag, als die Unabhängige Wählergemeinschaft in der Mehrzweckhalle in Mering ihr viertes Repair-Café und ihre erste Kleidertauschbörse veranstaltet. So wurde der Stand zur Fahrradreparatur mit Karl-Heinz Wichert als Reparateur kurzerhand in die Lobby am Eingang verlegt. Dort nimmt er sich der mitgebrachten defekten „Drahtesel“ an und beseitigt einen Platten im Reifen, einen Achter im Hinterrad oder er macht eine Gangschaltung und eine Beleuchtung wieder funktionsfähig. Wichert hatte sich bereit erklärt, den Verein bei dieser Aktion zu unterstützen, ebenso wie drei weitere externe Reparierer. Sie ergänzen das Team der UWG, deren Mitglieder sich hier ebenso ehrenamtlich beteiligen.

Mit QR-Code und Hygienekonzept

Am Einlass kontrolliert Ralf Hermle bei allen Kunden, dass die vorgeschriebenen Corona-Regeln nach den 3-G-Plus-Kriterien erfüllt sind. Mit der auf dem Handy installierten App „CovPassCheck“ scannt er den QR-Code der Impfzertifikate. Alle Teilnehmenden sind froh, dass die Veranstaltung wegen der strengeren aktuellen Maßnahmen nicht kurzfristig abgesagt wurde.

Thomas Rundt, der auch für das Hygienekonzept verantwortlich ist, händigt den KundInnen noch jeweils einen Reparaturzettel aus, bevor sie ihre defekten Geräte in der Halle dann zu der Reparaturstation bringen, der sie zugeteilt worden sind. Dort wird unter anderem erfasst, ob die Reparatur letztendlich erfolgreich verläuft – was bei den bisherigen Repair-Cafés bei über 60 % der Fall war.

Gut repariert und raffiniert organisiert

Für den geregelten Ablauf der über 40 Reparaturaufträge hatte Bernhard Siegel ein Konzept ausgearbeitet, bei dem bereits bei der Anmeldung geklärt wird, welches Gerät, möglichst mit genauer Modellangabe, angeliefert wird. Die KundInnen sollen dabei auch schon kurz beschreiben, welchen Fehler es hat. Außerdem wird vorab ein Zeitfenster vergeben. – Eine bewährte Methode, die dafür sorgt, dass sich am Eingang keine langen Warteschlangen bilden. Nur am Anfang kommt es zu kleinen Verzögerungen, denn es besteht in begrenzter Anzahl auch die Möglichkeit, dass spontan vorbeigebrachte Geräte repariert werden.

Siegel ist als Fachmann für Elektrotechnik für eine der vier Stationen verantwortlich, an der elektrische oder elektronische Geräte repariert werden. Das Spektrum an Geräten, die angenommen werden können, ist groß: Es reicht vom kaputten Toaster, Radiogerät oder Staubsauger bis hin zum Receiver. Von Dirk Sprenger werden sogar PCs oder Tablets angenommen.

Markus König hat gerade einen Saugroboter wieder funktionstüchtig gemacht. Die LEDs der Anzeige blinken um die Wette und der glückliche Besitzer strahlt, denn der Roboter blieb kurioser Weise manchmal bei einer Rechtskurve hängen.

Als gelernter Elektromeister testet Michael Lerchl zur Sicherheit vorab jedes elektrische Gerät, das gebracht wird, mit einem speziellen Messgerät: „Ich möchte sichergehen, dass nicht plötzlich durch einen Kurzschluss die Sicherung der Mehrzweckhalle herausfliegt und wir einpacken können!“, sagt er mit einem Augenzwinkern und widmet sich dann der Reparatur einer Bohrmaschine.

An einer weiteren Station repariert Willi Hell defekte Kaffeevollautomaten. Schon so manche Maschine konnte er vom Kalk befreien, der oft die Hauptursache für die Probleme sei, wie er feststellt.

Um alles rund ums Nähen kümmert sich Christine Maier, die gerade zusammen mit einer Kundin vor deren aufgeschraubter Nähmaschine sitzt und den Staub entfernt, der sich im Inneren angesammelt hat. – Jetzt noch ein Tropfen Öl und die Maschine surrt wieder wie am Schnürchen vor sich hin! Die Besitzerin, eine ältere Dame, ist überglücklich, denn das Gerät leistet ihr seit 51 Jahren gute Dienste, nur in letzter Zeit riss der Faden beim Nähen immer wieder.

Manchmal läge das Problem nur an einem Bedienfehler der Nähmaschine, berichtet Maier, manchmal könne aber auch sie nicht weiterhelfen und verweise dann die KundInnen an ein Fachgeschäft in der Region.
Sie ist außerdem für die Reparatur von Schmuck verantwortlich, heute jedoch so ausgelastet mit den Nähmaschinenreparaturen, dass ihr die UWG-Kollegin Angela Bonhag mit ihrem handwerklichen Geschick als Restauratorin zur Seite steht. Bei drei Halsketten macht sie den Verschluss wieder funktionsfähig.

Café und Kuchen – Pause und Austausch

Zwischendurch stärken sich die Reparierenden, sofern sie überhaupt Zeit dazu finden, in dem seitlich abgetrennten Café-Bereich mit einem frisch gebrühten Kaffee. An der Theke sind Barbara und Joachim Niklasch in ihrem Element und reichen jedem Gast gegen eine kleine Spende ein Stück Kuchen oder eine Tasse Kaffee. Die Auswahl ist groß, denn viele fleißige Kuchenbäckerinnen haben etwas vorbeigebracht. Gerne wird dieses Angebot von den BesucherInnen genutzt und sie nehmen an einem der bereitgestellten Tische Platz, selbst wenn sie nichts zum Reparieren oder Tauschen gebracht haben. Es ist vor allem für SeniorInnen eine schöne Gelegenheit, sich miteinander zu unterhalten, oder sich bei den Vereinsmitgliedern über Themen zu informieren, die in Mering gerade aktuell sind.

Während es im Café-Bereich etwas ruhiger zugeht, so ist in der Halle doch zumindest am Anfang bei manchen Reparierenden eine leichte Nervosität spürbar, denn heute hat sich ein Filmteam vom Regionalsender A-TV angekündigt. Im Auftrag des Landratsamtes Aichach-Friedberg wird ein Film über die Abfallwirtschaft im Landkreis gedreht. Der Beitrag mit dem Meringer Reparatur-Kaffee soll die Bevölkerung auf die Möglichkeit der Müllvermeidung aufmerksam machen. Das Angebot der UWG, Geräte zu reparieren statt sie wegzuwerfen, passt da gut ins Konzept.

Premiere: Die neue Kleidertauschbörse

Nachdem der Trend zur Nachhaltigkeit in der heutigen Zeit immer spürbarer wird, initiierte die Unabhängige Wählergemeinschaft zum ersten Mal parallel eine Kleidertauschbörse. Hier findet so manches Lieblingsteil eine neue Besitzerin – oder einen neuen Besitzer, denn auch der Tausch von Herrenmode ist möglich. Kleiderständer und Tische, bestückt mit verschiedensten Textilwaren und Accessoires füllen einen großen Bereich der Mehrzweckhalle aus. Ob Jacken, Röcke, Hosen, Pullis, Gürtel und Taschen – ja sogar Schuhe nehmen die Organisatorinnen Daniela Hermle-Pertolli und Alisha Haugabook sowie ihre Helferinnen Beatrice Lidl und Ursula Schütz-Harzen entgegen. Sie prüfen die Teile erst, ob sie in einwandfreiem Zustand sind und sortieren sie dann ein. Viele schöne Stücke werden von den BesucherInnen gebracht, wie zum Beispiel ein nagelneuer knallroter Mantel, der einer jungen Dame dann tatsächlich wie angegossen passt.

Bei den BesucherInnen sind alle Altersklassen vertreten, von Jugendlichen bis SeniorInnen. Nur der Tausch von Kindersachen wurde von vornherein ausgeschlossen, um den Rahmen nicht zu sprengen. „Das Verhältnis von Mitgebrachtem und Mitgenommenem hält sich zum Glück einigermaßen die Waage, so dass wir nicht auf zu vielen Sachen sitzen bleiben werden“, sagt Haugabook und fügt noch an: „Selbst viele Kunden des Repair-Cafés nehmen spontan das ein oder andere Kleidungsstück mit.“ Wenn gewünscht, werden die Teile gegen eine kleine Spende zur Mitnahme in einer der geräumigen Taschen verstaut, die von Mitgliedern der UWG aus den Wahlbannern der Kommunalwahl 2020 genäht worden waren. Was am Ende der Veranstaltung übrig bleibt, wird entweder wohltätigen Vereinigungen gespendet, wie zum Beispiel der Kolping-Familie in Mering, oder für die nächste Kleidertauschbörse aufgehoben. Die Nachfrage nach einer Fortsetzung ist jedenfalls groß und viele KundInnen sind dankbar dafür, dass es jetzt auch in Mering diese Möglichkeit des modernen, nachhaltigen Shoppens gibt.

Unser Fazit

Dank der positiven Resonanz beider Veranstaltungen sind sich die Mitglieder der Unabhängigen Wählergemeinschaft einig, sowohl das bereits bewährte Repair-Café, als auch die neu hinzugekommene Kleidertauschbörse im Frühjahr wieder anbieten zu wollen.


Auch die Presse zeigt Interesse

Am Rande der Veranstaltung finden parallel Dreharbeiten des Landkreises Aichach-Friedberg statt. Ein durch a.tv produzierter Film stellt Konzepte und Gruppen aus dem Landkreis vor, die den Umgang mit Wertstoffen anders sehen als nur auf die Mülltonne oder den Wertstoffhof beschränkt. Das Kamera-Team zeigte sich überrascht und beeindruckt von der Professionalität sowohl auf Seiten der Reparierer als auch der Organisatoren.

Der Filmbeitrag ist über die Webseite von a.tv zu sehen, über das Repair-Café wird ab ca. 4:20 min berichtet.


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